Tag 5:
Hors Categorie - heute sollte es ganz hoch hinaus gehen! Doch dachte wir gestern, der Blick aus dem morgendlichen Fenster sei ebenso wenig zu toppen wie der aufs Thermometer - weit gefehlt ...

... das Bild spricht für sich. Minus vier Grad, Neuschnee, Schneefall und natürlich unser alter Freund - der
Nordföhn. Endlich mal eine richtige Männer-Etappe!
Etwas mulmig ist uns aber doch, als wir uns im UNGEHEIZTEN Trockenraum (Danke liebe Hüttenwirtin, ein Hoch der italienischen Zuverlässigkeit!) ankleiden: Da kommen fett gefütterte Mammut-Jacken zum Einsatz, Skihosen, Gamaschen ... und wir. Als Beinkleid muss ein hauchdünner Fetzen aus Lycra reichen - ok sexy, wie sich so die verhärtenden Muskeln abzeichnen. Da weiß man später wenigstens woher erst die Grippe, dann - noch später - das Rheuma kommt (mache präventiv gerade eine
Dona-Kur - geiler Name für eine Pharmafirma).
Auch die schlechte Sicht ist etwas beunruhigen. Hoffentlich ist der Weg jenseits des Madritschjoch auf der windabgewandten Seite überhaupt noch zu sehen ... Glücklicherweise erfahren wir von dem Bergunglück, bei dem
ein Mann nur 300 Meter vor der Hütte erfriert, erst nach der Tour ;-) Unwissenheit macht das Leben einfacher und vielleicht auch gefährlicher :-( Also noch etwas warten, vielleicht wird's ja wärmer! Nach einer halben Stunde halten wir es aber nicht mehr aus - wir müssen los, der Berg ruft!

Das einzig Positive am Nordföhn ist, das er bei einer Alpenüberquerung in der klassischen Richtung von hinten kommt. So knallt einem der Schnee immerhin nicht auch noch mit 100km/h in das allerdings eh schon gefühllose Gesicht. Also schieben wir hinauf, dorthin wo wir das Joch vermuten. An fahren ist nicht zu denken. Die Luft ist zu kalt und zu dünn, der Weg zu steil und immer wieder Schneeverwehungen. So stapft jeder mit seinen Gedanken durch die felsige Landschaft, die sich im weißen Nichts verliert. Dann endlich ...

... es geht nicht weiter bergan - das Madritsch-Joch. Ein Blick über den Pass lässt uns aufatmen (soweit auf dieser Höhe möglich) - der Pfad ist noch erkennbar. Freude breitet sich aus - auf einem den höchsten Pässe der Alpen, der mit dem Bike bezwingbar und bei gutem Wetter auch zum allergrößten Teil fahrbat ist, hinauf in Etäppchen, hinunter wohl ein Traum. Doch so recht lädt der Pass nicht zum Verweilen oder gar Jausen ein. Das Rad reißt einem der Sturm fasst aus den Händen, die Temperatur ist auf minus 7 Grad gesunken und das fantastische Ortlerpanorama ist im Urlaub. Also hinunter ...

v. a. schiebend ob des doch nun reichlicher vorhandenen Schnees. Eine Tragödie bei über 1000hm Trail - ich wiederhole mich, weil das Madritsch-Joch (zu Unrecht) einen etwas schlehten Ruf genießt. Ok, um über die Alpen zu kommen, bringt es einen nicht wirklich weiter. Man startet im Etschtal und kommt in selbigem wieder heraus.



Schließlich sind doch noch ein paar Meter fahrbar, gesetzt den Fall, man hat keine Felgenbremsen mit vereisten Felgen. Aber wirklich, so ausgerüstet kann man im Sommer auch nicht in den Alpen biken!

Nach diesem netten Abstecher wollen wir uns heute aber doch noch etwas unserem Ziel nähern und gut eingeschoben sind wir auch - da liegt es auf der Hand gleich noch den Trascher Pass mitzunehmen.

Geile Sache: erst 1000hm Schotter, die durch das eine oder andere Duell mit Mitkombattanten aufgelockert werden. Und dann schieben


Logo, kalt war's auch. Aber die Eisbrocken tauen in den Trinkflaschen schon irgendwann auf und, wer ganz großen Durst hat, kann ja lutschen - wenn man das Rad mit einer Hand gegen den Sturm festhalten kann.


Ein gefühltes Gipfelfoto. So ein richtiger Pass ist natürlich nicht am weit sichtbaren Kreuz zu Ende, nein, so einer hebt sich noch ein paar Bonus Höhenmeter auf.

Oben offenbart sich dann die Wahrheit: Grandiose Aussicht bis zum Schlern - und ein Downhill, der müde Kämpfer teilweise überfordert. Der TrARSCHer-Pass heißt nicht zu Unrecht so, wie er heißt.

Facts: 2850 hm; 74 km; 6:38h
Schaubachhütte - Madritschjoch - Zufritt-Stausee - Latsch - Tarscher Pass - St. Nikolaus