Mittwoch, 26. Dezember 2007

AlpenX 2007 #7 - Männerpass

Tag 7: Aufwachen im Refugio Peller – mit einem Preller. Egal – draußen lacht die Sonne vom Himmel und endlich ist es auch wieder mal warm.


So geht es erst einmal an die 2000 hm hinunter nach Tuenno, dann durch Apfelplantagen wieder hinauf Richtung Lago di Tovel –ein kleines Ausscheidungsrennen, das auch für einen klaren Kopf sorgt. Einkehr. Dann beginnt der Offroad-Teil des heutigen Tages:


Der anvisierte Übergang durch das Herz der Brenta entpuppt sich als ein weiterer „Männerpass“. Durch die herrliche Brenta geht es meist schiebend zum Passo Groste. Beeindruckende Felsformationen, seltsam anmutende Wolkengebilde und Einsamkeit.




Dies ändert sich schlagartig mit der Passüberquerung.


Liftanlagen, Presslufthammer und Bagger, die für die Gewinnsteigerung der kommenden Wintersaison den halben Berg umgraben. Der Tag klingt vor dem Refugio Graffer beim Alpenglühen aus. Mit Vorfreude auf den kommenden Downhill und die letzten Kilometer nach Riva steigen wir schließlich zufrieden in unsere Betten – wenigstens die Kombattanten, die noch nicht erkältet sind ;-)

Facts: 36 km, 1900hm, 4:07h
Rif. Peller – Tuenno – Lago die Tovel – Passo Groste – Rif. Graffer

Montag, 3. Dezember 2007

AlpenX 2007 #6

Tag 6: Oho, meine Beine. Die gestrige Hors-Categorie-Etappe hat doch Spuren hinterlassen. Aber heute wird’s ja nicht so hart. Und nach den ersten Kilometern – dankenswerterweise noch auf Asphalt – waren die Beine auch wieder locker.



Dann stand die Bezwingung des Rabbi-Jochs an – ein alter Bekannter: also erst gemütlich bis hinter zum Talschluss, dann eine brutale Rampe, dann schieben. Aber alles im Rahmen.



Und ein wirklich sehr schöner Downhill.


Da bei diesem Thema Worte nur einen dürren Eindruck vermitteln können, sollen dieses Mal bewegte Bilder einen Eindruck vermitteln. An dieser Stelle sei auch ausdrücklich unserem Fotografen für die hervorragenden Bilder gedankt. Unter Einsatz seines ganzen Fahrkönnens und todesmutig sind ihm hier einmalige Aufnahmen gelungen:






Der Rest des Tages ist rasch erzählt - rascher als gefahren. Nach Getrödle zwecks Nahrungs- und Wärmeaufnahme war es nicht mahr ganz früh, bis wir endlich den letzten Anstieg angehen: Über die Ausläufer der Brenta zum Rifugio Peller. Eigentlich eine Kleinigkeit. 1000hm auf Schotter, wenn man sich nicht verfährt. Einmal wenn man sich auf die Karte und nicht das Roadbook verlässt, ist natürlich das Roadbook genauer als die Karte. So landeten wir auf einem beknackten Wanderweg und schafften es gerade so bis Einbruch der Dunkelheit zur Hütte. Als Belohnung wartete dann eine eiskalte Dusche, weil es dort nur einmal am Tag eine Stunde warmes Wasser gibt. Eine gewisse Entschädigung stellte dann das Abendessen – besser gesagt die Getränkeverpflegung dar. Mit dem Gefühl, es ja fast geschafft zu haben, genossen bzw. soffen wir den Hauswein. Und gar köstlich war irgendein Gebräu des Hüttenwirts…

Facts: 56 km; 2800 hm; 5,44 h
St. Nikolaus – Rabbi-Joch –Male – Rif. Peller

Mittwoch, 14. November 2007

AlpenX 2007 #5 - Hors Categorie

Tag 5: Hors Categorie - heute sollte es ganz hoch hinaus gehen! Doch dachte wir gestern, der Blick aus dem morgendlichen Fenster sei ebenso wenig zu toppen wie der aufs Thermometer - weit gefehlt ...

... das Bild spricht für sich. Minus vier Grad, Neuschnee, Schneefall und natürlich unser alter Freund - der Nordföhn. Endlich mal eine richtige Männer-Etappe!

Etwas mulmig ist uns aber doch, als wir uns im UNGEHEIZTEN Trockenraum (Danke liebe Hüttenwirtin, ein Hoch der italienischen Zuverlässigkeit!) ankleiden: Da kommen fett gefütterte Mammut-Jacken zum Einsatz, Skihosen, Gamaschen ... und wir. Als Beinkleid muss ein hauchdünner Fetzen aus Lycra reichen - ok sexy, wie sich so die verhärtenden Muskeln abzeichnen. Da weiß man später wenigstens woher erst die Grippe, dann - noch später - das Rheuma kommt (mache präventiv gerade eine Dona-Kur - geiler Name für eine Pharmafirma).

Auch die schlechte Sicht ist etwas beunruhigen. Hoffentlich ist der Weg jenseits des Madritschjoch auf der windabgewandten Seite überhaupt noch zu sehen ... Glücklicherweise erfahren wir von dem Bergunglück, bei dem ein Mann nur 300 Meter vor der Hütte erfriert, erst nach der Tour ;-) Unwissenheit macht das Leben einfacher und vielleicht auch gefährlicher :-( Also noch etwas warten, vielleicht wird's ja wärmer! Nach einer halben Stunde halten wir es aber nicht mehr aus - wir müssen los, der Berg ruft!


Das einzig Positive am Nordföhn ist, das er bei einer Alpenüberquerung in der klassischen Richtung von hinten kommt. So knallt einem der Schnee immerhin nicht auch noch mit 100km/h in das allerdings eh schon gefühllose Gesicht. Also schieben wir hinauf, dorthin wo wir das Joch vermuten. An fahren ist nicht zu denken. Die Luft ist zu kalt und zu dünn, der Weg zu steil und immer wieder Schneeverwehungen. So stapft jeder mit seinen Gedanken durch die felsige Landschaft, die sich im weißen Nichts verliert. Dann endlich ...


... es geht nicht weiter bergan - das Madritsch-Joch. Ein Blick über den Pass lässt uns aufatmen (soweit auf dieser Höhe möglich) - der Pfad ist noch erkennbar. Freude breitet sich aus - auf einem den höchsten Pässe der Alpen, der mit dem Bike bezwingbar und bei gutem Wetter auch zum allergrößten Teil fahrbat ist, hinauf in Etäppchen, hinunter wohl ein Traum. Doch so recht lädt der Pass nicht zum Verweilen oder gar Jausen ein. Das Rad reißt einem der Sturm fasst aus den Händen, die Temperatur ist auf minus 7 Grad gesunken und das fantastische Ortlerpanorama ist im Urlaub. Also hinunter ...


v. a. schiebend ob des doch nun reichlicher vorhandenen Schnees. Eine Tragödie bei über 1000hm Trail - ich wiederhole mich, weil das Madritsch-Joch (zu Unrecht) einen etwas schlehten Ruf genießt. Ok, um über die Alpen zu kommen, bringt es einen nicht wirklich weiter. Man startet im Etschtal und kommt in selbigem wieder heraus.




Schließlich sind doch noch ein paar Meter fahrbar, gesetzt den Fall, man hat keine Felgenbremsen mit vereisten Felgen. Aber wirklich, so ausgerüstet kann man im Sommer auch nicht in den Alpen biken!


Nach diesem netten Abstecher wollen wir uns heute aber doch noch etwas unserem Ziel nähern und gut eingeschoben sind wir auch - da liegt es auf der Hand gleich noch den Trascher Pass mitzunehmen.


Geile Sache: erst 1000hm Schotter, die durch das eine oder andere Duell mit Mitkombattanten aufgelockert werden. Und dann schieben



Logo, kalt war's auch. Aber die Eisbrocken tauen in den Trinkflaschen schon irgendwann auf und, wer ganz großen Durst hat, kann ja lutschen - wenn man das Rad mit einer Hand gegen den Sturm festhalten kann.



Ein gefühltes Gipfelfoto. So ein richtiger Pass ist natürlich nicht am weit sichtbaren Kreuz zu Ende, nein, so einer hebt sich noch ein paar Bonus Höhenmeter auf.


Oben offenbart sich dann die Wahrheit: Grandiose Aussicht bis zum Schlern - und ein Downhill, der müde Kämpfer teilweise überfordert. Der TrARSCHer-Pass heißt nicht zu Unrecht so, wie er heißt.


Facts: 2850 hm; 74 km; 6:38h
Schaubachhütte - Madritschjoch - Zufritt-Stausee - Latsch - Tarscher Pass - St. Nikolaus

Dienstag, 13. November 2007

AlpenX 2007 #4

Tag 4: Ein Blick aus dem Fenster lässt uns erschaudern: Schnee bis auf 1600m, wolkenverhangener Himmel. Gut dass wir nicht mehr auf der Hütte auf 2400m sitzen. Aber so richtig angenehm ist es hier im Tal auch nicht, zumal auch heute eine Etappe hors categorie ansteht: Das Madritsch-Joch. Also Nahrung bunkern und dann das Etschtal hinunter nach Morter rollen.


Als wir rechts Richtung Stilfser Joch abbiegen beginnt es zu regnen. Also abwarten und Capuccino trinken. Dann beginnt der Kampf mit den zweieinhalbtausend Höhenmetern. Nach gut einer Stunde und 1000 hm wird es merklich kühler, also kalt und es beginnt zu graupeln.


Ein Wolkenloch lässt aber Hoffnung nicht völlig schwinden. Warum ist eigentlich grün die Farbe der Hoffnung? Und nicht blau? Leider erweist sich das Wolkenloch als sehr ortsstabil und gibt letztlich auf. Das Ortlermassiv bleibt in Wolken.


Nach einer Pause in einem miesen Cafe, wo es nix g’scheites zum Essen gibt, nehmen wir den Schotterweg hinauf zur Schaubachhütte in Angriff.


OK, in Angriff nehmen ist etwas übertrieben. Eher werden wir angegriffen. Nahe null Grad, immer dünnere Luft und ein sausteiler Weg – ein paar Meter fahren, die Pulsuhr nicht aus den Augen lassen und rechtzeitig bevor das Herzerl „Pfürdi“ sagt ein Päuschen einlegen.


So quälen wir uns durch diese lebensfeindliche, aber ob der Gletscher auch faszinierende Gegend.



An der Hütte die Frage: Weiter und die restlichen 500 hm bezwingen oder übernachten und auf besseres Wetter warten? Es ist arschkalt!!!


Wir warten – so ein Nachmittag auf einer Hütte mit solchen Preisen zieht sich – und hoffen. Wir hätten uns mal des Schicksals des Wolkenlochs erinnern sollen.


Facts: 40 km, 1850 hm, 3:15 h
Burgeis - Glurns - Sölden - Schaubachhütte

Samstag, 10. November 2007

Martini

Ja Mensch, so ein Martinstag. Erst hält ein der erste Schnee von einem zeitigen Tourstart ab - so ein Schneemann will erst einmal gebaut sein und auf den ersten (und nur auf diesen) Blick ist das Wetter mit Schnee und Regen auch nicht so einladend, so dass ich mich gerne etwas ablenken lasse.


Doch dann liegt der Terrorist im Bett und ich schwinge mich auf den Sattel - und tauche ein in die Wellness-Oase Franconian Arctic.





Überzuckert trifft es angesichts der Beschaffenheit des Schnees nur in optischer Hinsicht. Ruhe - endlich mal keine Wanderer - und ein überwältigender Ausblick nach dem anderen. Super, wenn man so eine fantastische Handy-Kamera dabei hat. Da gelingen einem so tolle Bilder. Und so ein Day-light-Schneefall hat auch seine Vorteile. Der eine oder andere Weg ist noch jungfräulich. Naja, immerhin der Weg ....



Doch was ist das? Naturgenuss hin oder her. Nicht ganz unmotivierend ist der Gedanke an eine fränkische Winter-Bier-Bierspezialität und eine Martinigans nicht - und dann schnattern die hier noch quicklebendig rum? Mein Abendessen! Die gehören in den Backofen!


Egal. Schließlich schaut für ein paar Augenblicke sogar noch sol invictus durch die Wolken -


und offensichlich gab es in Franken noch mehr Gänse.


Bleibt nur zu hoffen, dass es bei einem Winterintermezzo bleibt, weil mehr Schnee würde dem Bikespaß doch recht bald ein Ende setzen. Hoffen wir auf einen Winter wie 2006!

Dienstag, 6. November 2007

Winterpokal reloaded

Wenigstens ein Gutes hat der Winter - der Winterpokal hilft einem über das eine oder andere Motvationstief hinweg. Kaum zu glauben, was so ein blödes Ranking für eine motivierende Wirkung hat. Obwohl es arschkalt ist und just in dem Moment, als ich den Fuß vor die Türe setze zu schütten beginnt, vermengt mit etwas Graupel, laufe ich heute das erste Mal wieder die "längere" Runde. Ok, ist natürlich nur eine "DamitdieWampenichtzufettwirdStressabbaunochmitderArbeit- vereinbarunddieFraunichtaustickt-Runde" und keine Marathonvorbereitung wie bei "McBain": heute 659 Minuten - und das schon kurz nach 16 Uhr. Na klar. Vielleicht etwas oft bei McDoof gegessen - das färbt ab. Noch besser ist "aktiv": Am ersten Tag 12 Stunden trainieren (die "Hausrunde"). Oh super, toll! Naja, hauptsächlich bescheißt man nicht die anderen, sondern sich selbst!
In diesem Sinne - haut rein und keine Chance dem Speck!

Montag, 5. November 2007

AlpenX 2007 #3 - Die Königsetappe

Tag 3: Die Nacht war viel zu kurz und viel zu früh mussten wir unsere Nobelherberge verlassen. Die Königsetappe stand an. Nach einer rasenden Abfahrt hinunter nach Ischgl hieß es erst einmal die ersten Materialschäden beseitigen. Der aufgearbeitete Ratschenverschluss des Schuhs eines Kombattanten konnte schließlich professionell und dennoch formschön repariert werden – mit Klebeband ist ja fast alles möglich. Gut gerüstet konnten wir dann auch gegen die nun in Massen auftretenden Biker bestehen – der Weg hinauf zur Heidelberger Hütte wohl kein Geheimtipp. Weiter zum Fimberpass ließ dann die Frequentierung des nun recht anspruchvollen Trails nach. Belohnt wurde der Weg auf den 2600m hohen Pass mit einem fantastischen Downhill – gerade noch fahrbar und auf einmal ganz allein. In der Schweiz dann ein kurzes Innehalten, wie sich herausstellen sollte, das letzte Mal bis zum Ziel bei angenehm warmen Temperaturen. Dann ging’s hinauf zur Uina-Schlucht. Sakrisch steil war’s, aber die berühmte Galerie besitzt ihre Bekanntheit nicht zu unrecht. Trotz Schieben irre beeindruckend. Ansonsten ist dieser Pass auch komplett fahrbar und das Hochtal nach der Galerie ein wahrer Genuss. Nun hatten uns die Schlechtwetterwolken auch schon fast erreicht, sodass wir von einer Hüttenübernachtung absahen und hinunter nach Burgeis schossen und dann im Adrenalinrausch erst einmal den Mimimarkt beehrten – taktisch sehr unklug, weil das Kaff am Fuße des Reschenpasses ausgebucht war, zumindest fast. Wie die heilige Familie zogen wir von Tür zu Tür, bis wir endlich eine Bleibe fanden, die sich auch noch als sehr kommod herausstellte.

Von Ischgl hinauf zur Heidelberger Hütte ...

... und weiter Richtung Fimberpass

In Sichtweite



Der verdiente Downhill - zu schön um zum Fotografieren anzuhalten

Im Uina-Tal


Endlich! Tunnels ...

... und die Galerie!


Im Hochtal

An der Sesvenna-Hütte

Hinunter nach Burgeis



Im Rausch - nur noch genießen...

... bis die Zimmersuche beginnt.

Facts: 2600hm, 72km, 6:24h
Galtür - Ischgl - Heidelberger Hütte - Fimberpass - Sur En - Uina-Schlucht - Sesvenna-Hütte - Burgeis