Donnerstag, 10. Juni 2010

TransGermany - Schammelsreiter and friends #4

"Was ist denn das für ein Streber! Fängt um dreiviertel sechs schon das Packen an!", schimpft Mabi genervt. Ohne das Gezeter hätte es keiner gemerkt und es wären noch ein paar Minütchen Schlaf drin gewesen. So ist trotz Ohropax daran nicht mehr zu denken. Also erste Bewegungsversuche - uaaaahhh! Mein linker Arm ist ja noch gar nicht aufgewacht - und es dauert auch noch fünf Minuten, bis ich die Finger wieder bewegen kann. Aber gesandwicht zwischen einer knapp 10 mm dicken bzw. dünnen Isomatte und gut 80 Kilo Lebendgewicht macht selbst der stärkste Arm schlapp. Und auch noch andere Knochenpartien, eigentlich alle machen einen recht derangierten Eindruck. Aber der Tag entwickelt sich prima. Sehr ordentliches Frühstück ohne Warten in der BW-Kantine und - am besten - ausreichend Boxen für's Bio-Tuning.

Und zum letzten Mal fällt der Startschuss. Dieses Mal bin icht etwas nervös, im Magen kribbelt's, die ordentliche Platzierung nicht am letzten Tag verspielen - wie es einigen gleich nach zwei km passieren wird. Dem Ersten platzen beide Reifen, der andere trifft beim Wechsel auf den Radweg in voller Fahrt den Straßenstempen mittig - Erstaunen im Gesicht legt er einen 1a Überschlag hin. Weiter rast das Feld dirch welliges, grünes Weideland, bevor der zentrale Anstieg des Riedbergpasses ansteht. Gut 700 hm. Nicht zu flach. Es rollt gut, die Beine sind frei.



Schon beginnt die rasante Abfahrt Richtung Bodensee, leider läuft mein Zug nur semiberauschend. Noch steht ein kleiner Schotteranstieg an, ich fliege hinauf. Wieder unten geht es die Bregenzer Ache entlang.



Links über die Brücke, der letzte Anstieg, Asphalt?? Wo ist die Verpflegungsstation?? Weiter! Plötzlich ein Rauschen! Entgegen kommt ein Biker, acht, unzählige - NEEEEIIIIN VERFAHREN!


http://www.bike-transgermany.de/deutsch/live10/post/post5_2010.pdf

Umkehren, zurück über die Brücke und rein in den Stau. KOTZ! Und in den nächsten an der richtigen Brücke und in den nächsten an dem ersten Trailuphill.


Dann zieht sich die Radlertraube wieder auseinander. Jetzt ist Motivation gefragt. Die Konkurrenten ärgern sich auch. Also versuche ich meinen Ärger zu verschieben und alles zu geben. Noch ein recht knackiger Trail - danke an alle Rennradfahrer, die selbst bei einer 20 cm (maximal) hohen Wurzel absteigen! Dann schießen wir dem Bodensee entlang ins Ziel. Geschafft.


Zunächst überweigt der Frust. Erst zu Hause kann mich die Gesamtplazierung mit dem Tag versöhnen. Der Konkurrenz erging es offensichtlich auch nicht besser.

Spaß hat's gemacht, so Etappenrennen sind halt doch mein Ding! Die Strecke und das Wetter waren zwar nicht prickelnd, aber im Wettkampf ist das eher zweitrangig. Und das Drumherum hat gepasst und es blieb genug Zeit, die Seele etwas baumeln zu lassen. Was will man mehr? Bis auf ein Neues...

Dienstag, 8. Juni 2010

TransGermany - Schammelsreiter and friends #3

Ahhh, ist das gemütlich in meinem fetten, warmen, trockenen Federbett. Genüsslich laufen die Bilder des Tages noch einmal vor meinem inneren Auge ab. Rasante Abfahrten mit harten - und überflüssigen - Positionskämpfen...


... und aufregende, weil öfters eine Überraschung bereithaltende Bachdurchfahrten...


... und eine zufriedenstellende Platzierung. Nun, ich will nicht zu viele Klischees bemühen - irgendwann wache ich natürlich auf und der erste Weg führt mich nicht zur Toilette, sondern auf den Balkon zur Begutachtung des Wetters. Und Gott sei dank, das Thema "Regen" ist durch. Also erst einmal auf die Toilette.

Nach einem üppigen Frühstück - das war auch schon vor Rennbeginn von Nöten - mussten wir erst unsere immer schwerer werdenden, weil immer mehr nassere Klamotten beinhaltende Taschen gut 2 km zum Camp wuchten. Danke Schlüsselbein, dass du nicht die Grätsche gemacht hast. Dann die übliche Stunde Warten im Startblock - in der prallen Sonne. Na geht doch! Um mich herum lauter Fahrer, die verdammt schnell aussehen. Ohne Regenjacken (jetzt hat sich das böse Wort doch noch einmal eingeschlichen) muss ich feststellen, dass keiner so ein Duftl-Shirt wie ich trägt. Alle sind von irgendwelchen Teams oder Vereinen. Manche hilft das dennoch nichts. Der Startschuss reißt mich aus meinen Gedanken und wie als Reminiszenz an die vergangenen Tage rein ins Wasser.



Anschließend die erste Rampe - und der erste Stau. Klasse Streckenführung Uli! Nach ein paar Kilometern von einer breiten Straße auf einen sacksteilen Waldweg. Und vor dir Sich-selbst- und-ihre-Oberschenkel-überschätzende-2-fach-Kurbel-Fahrer. Dann die erste Abfahrt und der erste Verbremser. WD40 macht sich echt nicht so gut auf den Bremsscheiben. Und schon ist die Monsterwand des Tages erreicht - der Hammeranstieg zur Buchlalpe, genau mein Ding. Dann noch ein Dank an Uli, für den einzigen Singletrail des Tages eine quasi senkrechte, knietiefe Matschrinne auszusuchen. Gut, dass wir am Lago auch Tragen trainiert haben. Also auch hier angreifen.


Weiter geht es in flotter Fahrt, aber nicht flott genug oder eben nur flott und nicht schnell. Auf den Asphaltabfahrten schießen immer wieder Kamikaze an mit vorbei - ohne sich zu verbremsen - meistens.



Nur noch ein Anstieg. Und ich muss reißen lassen. So ein mittelsteiler Rennradanstieg ist am Ende zu viel, die gute Laune und das ordentliche Tempo fordert ihren Tribut . Ich quäle mich hoch, doch das Schlimmste kommt erst noch - zwei, drei, vier grobschottrige Stiche. Immerhin tolle Fans am Straßenrand, ohne Streckenkenntnis. Schon am ersten Stich schalmeit mir ein "Jetzt hast's g'schafft" entgegen. Ja Scheißerles. Nach dem dritten Mal entlädt sich die Frustration in einem Urschrei und treibt den Puls endgültig an sein Limit.


Schließlich ist es doch geschafft. Sonthofen ist erreicht. Die Sonne brennt mich im Zielbereich auf. Keine Gefahr zu frieren, die Taschen sind trotzdem schon da. Übernachtet wird Camp in einer Kaserne. Und ob man es glaubt oder nicht, bewacht wird diese nicht von ihren Soldaten, sondern von einem privaten Wachdienst. Was sagt uns das über die Bundeswehr? Zumindest, dass sie gastfreundschaftlich ist. Mal sehen, ob und wie ich heute Nacht die Augen zu kriege...

Montag, 7. Juni 2010

TransGermany - Schammelsreiter and friends #2

Der mäßige Regen verwandelt sich in starken Regen. Die ganze Nacht schüttet es aus Kübeln. Start ist erst um 11.00 Uhr - stellt sich die Frage, was anziehen? Wasser von oben und v. a. von unten - also wieder die Regenjacke. Pünktlich zum Start lässt der Regen aber nach, es nieselt nur noch gelegentlich. Also auch noch nass von innen.


(alle Fotos geliehen bei http://picasaweb.google.de/BIKE.Transgermany)

Richtung Pfronten geht es zunächst über asphaltierte Radwege, die sich als gut 15 cm tiefe Bäche präsentieren. Anfangs werden noch einige Versuche genommen, die Beine hochzuziehen, um sie vor der Nässe zu schützen - ein sinnloses Unterfangen, wie sich herausstellen sollte.


Der Regen (ja, darum wird es noch öfter gehen) hatte den ersten Schotteranstieg unpassierbar werden lassen, so dass auf die Straße ausgewichen wird. Klasse! Zu warm angezogen, eine typische Rennradsteigung und zu wenig Luftdruck. Meine Reifen kleben am Asphalt, nix geht voran. Dann ist der erste Pass endlich geschafft! Die Abfahrt ist für ein Rennen und die Nässe recht anspruchsvoll - die Fahrfreude kehrt zurück. Irgendwann machen die Durchquerungen der Bäche, die über die Wege schießen, sogar Spaß.



Und die immer wieder hunderte Meter überschwemmten Feldwege können mich auch nicht mehr aufhalten.


Noch einigen schmerzhaften "Wellen": Für die einen kleine, stichige Anstiege, für andere unfreiwillige Vollbäder in erwähnten Bächen. Dann erhebt sich die letzte Prüfung vor uns. Und es läuft immer besser. Die letzten 10 km bergab ins Ziel klemme ich mich hinter einen "Master", dessen Gelassenheit mit dem Alter sicherlich nicht gewachsen ist. Wir schießen dem Fluss entlang nach Pfronten. Regen setzt ein. Aber es hat Spaß gemacht.

Auch dank Mabi, der anstatt des Camps noch zwei schnuckelige Zimmer im Pfrontener Hof auftreiben (lassen) konnte. Zwar mussten Spike, MartinN und ich noch knapp zwei Stunden auf unsere Taschen warten - man war das kalt. Aber so konnten wir unsere Klamotten waschen und trocknen lassen und entspannt das Abendprogramm "genießen". Hier gab's die schlechtesten Nudeln - es muss ja nicht unbedingt al dente sein, aber so verkocht?! Und schließlich entschlummerte ich, das stetige Rauschen des Regens in den Ohren...

Sonntag, 6. Juni 2010

TransGermany - Schammelsreiter and friends #1

Mittlerweile drängt wieder dasselble Geräusch in meine Ohren wie zu Beginn der viertägigen Transgermany (TG) - Regen!


(alle Fotos geliehen bei http://picasaweb.google.de/BIKE.Transgermany)

Nach dem traurigen Ausscheiden eines Teammitglieds haben sich noch vier Schammelsreiter der Herausforderung der TG gestellt. Schon die Anfahrt - ein Dank der Fahrerin - erfolgte bei strömendem Regen. "Naja, das hört schon noch auf." Nach den zweischlechtesten Nudeln (wie sich herausstellen sollte) und einer Nacht im Schlafschrank stand am Mittwoch der Start zur "Minitransalp" an. In "mäßigem"Regen (wetter.com) wuchteten wir unsere zwar (unverschämt) kleinen, aber gleichzeitig unverschämt schweren Taschen zum Startbereich. Ok, der Regen hatte nicht, noch lange nicht aufgehört. Dann eine Stunde im Regen warten: Langeweile - Harndrang - einen Riegel essen - Fragen - ein Gel hinunterwürgen - Aufregeung, bei manchen ANGST - Nässe - Kälte - Fragen...


... dann endlich der Stratschuss - und warten, erst bis sich der Tross in Bewegung setzt, dann an der geschlossenen Bahnschranke direkt hinter Garmisch (Züge verkehren ja völlig unvorhersehbar!), dann an der Verengung zum Radweg, dann am ersten Anstieg ... aber dann ging's so richig los! Der Regen war vergessen. In der Regenpelle bildete sich ein feuchtwarmes Mikroklima und die Muskulatur arbeitete auf Höchsttouren.


Die Brille wird nach dem ersten Anstieg weggepackt und es geht in den 40 km langen, natürlich sehr moderaten Ansteig. Es läuft gut, es wird kälter, der Pass wird überschritten, hinunter rase ich Richtung Lermoos. Der erste Verbremser - gerade noch einmal gut gegegangen. Nur noch ein Anstieg - ein Brett, eine sausteile Asphaltrampe. Es läuft immer noch gut. Ich bin reduziert auf meinen Körper, meinen Wasseranteil - hoffentlich ist er hoch genug - , auf meine Kohlenhydratspeicher - hoffentlich sind sie nicht zu früh leer! Es ist geschafft! hinunter geht es auf einem Schotterweg - ich sehe bereits den Zielbereich 500 hm unter mir. Aber nun rächt sich die mäßige Roadbook-Lektüre. Noch ein stich - und noch ein Stich - und noch in Trail und der erste Kpampf - egal, durchdrücken. Endlih wird es technischer. Noch ein wenig durch den Matsch rutschen, ein richtiger Singletrail ... und dann endlich im Ziel.


Ich bin "bis auf die Knochen" (U. Stanciu) durchnässt, mein neues Ritzel ist mehr oder weniger im Arsch. Nach drei, vier Isodrinks erfasst mich die Kälte, Schüttelfrost. Schnell ins Quartier. MartinN hat vorbildliche Vorarbeit geleistet. Ein Wasserschlauch zum Reinigen der Bikes, dann schöne Zimmer für die Menschen. Duschen, aufwärmen im Federbett, dem Regen lauschen... Die erste Etappe ist geschafft - und nicht schlecht. Unter den ersten 200. Gut. Zur Pastaparty, wo es keine Pasta (kein Schaden), sondern Patata gab, war es zwar ein langer Fußmarsch - na klar durch den Regen -, schön war der Abend trotzdem. Mal sehen, wie es weiter geht...